In seinem Roman ‚Arbeit‘ (2020) schildert Thorsten Nagelschmidt das Berliner Nachtleben aus der Perspektive jener, die nicht Teil der Vergnügungsindustrie sind. Mit Figuren wie Taxifahrern, Rettungssanitäterinnen, Lieferfahrerinnen und Drogendealern öffnet Nagelschmidt den Blick für die „unsichtbaren“ Akteur:innen hinter den Kulissen und liefert damit einen „Backstage“-Roman zu Reinald Goetz’ ‚Rave‘ – einem Schlüsseltext der Popliteratur.
‚Arbeit‘ ist jedoch nur eines von vielen Beispielen für literarische Texte, die sich intensiv mit Erwerbsarbeit auseinandersetzen. In der Gegenwart hat sich ein eigenes Genre entwickelt, das als „Office Fiction“ bekannt ist und die Lebens- und Arbeitsrealität in Büros thematisiert. Doch Arbeit ist weit mehr als ein modernes literarisches Thema: Spätestens seit der Industrialisierung dient sie als zentrales Reflexionsfeld, um soziale, kulturelle und ökonomische Umbrüche zu beleuchten. Bereits seit über einem Jahrhundert beschäftigen sich Autor:innen mit Arbeit als Last, Möglichkeit zur Selbstverwirklichung oder existenzielle Herausforderung – und zeichnen damit ein facettenreiches Bild gesellschaftlicher Entwicklungen.
Dieses Seminar bietet einen vergleichenden Einblick in Romane, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Erwerbsarbeit auseinandersetzen. Gemeinsam analysieren wir, wie Arbeit als kulturelles und soziales Phänomen literarisch verarbeitet wird, und diskutieren, welche Rolle sie für die Identität, Lebensrealität und Werte der Figuren spielt. Dabei werden Romane berücksichtigt, die über den deutschsprachigen Raum hinausgehen, und mindestens die englischsprachigen Texte werden im Original gelesen.
Eine Übersicht über theoretische Zugänge findet sich z. B. in Philosophie der Arbeit. Texte von der Antike bis zur Gegenwart. Hg. von Michael S. Aßländer u. Bernd Wagner. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2017 und Texte zur Theorie der Arbeit. Hg. von Jens Grimstein, Timo Skrandies und Urs Urban. Stuttgart: Reclam 2015.
Folgende Primärliteratur wird im Seminar (in Auszügen) besprochen:
Upton Sinclair: The Jungle
Bertolt Brecht: Die Heilige Johanna der Schlachthöfe
J. J. Voskuil: Das Büro: Direktor Beerta
Kathrin Röggla: wir schlafen nicht
Sayaka Murata: Die Ladenhüterin
Juan Guse: Miami Punk
Halle Butler: the new me
Olga Ravn: Die Angestellten
Thorsten Nagelschmidt: Arbeit
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 14-16 | U2-135 | 07.04.-18.07.2025 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LIT-BM3 Basismodul 3: Literatur- und kulturgeschichtliche Grundlagen | Lektüren: Literatur lesen, vergleichen, übersetzen | Studienleistung
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Studieninformation |
Lektüreschwerpunkt zu einer der beiden Veranstaltungen | Studieninformation | ||
Literatur- und Kulturgeschichte | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-LIT-LitP2 Vergleichende Literaturwissenschaft | Komparatistik | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar mit Lektüreschwerpunkt | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-LIT-LitP4 Kulturwissenschaft (Kulturtheorie) | Kultur und Text: Exemplarische Analysen | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar mit Lektüreschwerpunkt | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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